Es herrscht betriebsame Hektik im Theater des Nie-Kollektivs in Berlin-Neukölln. In den kleinen verwinkelten Kellerräumen werden Stühle umgeräumt, Plakate gefaltet, Texte geprobt und die Technik vorbereitet. Alles soll perfekt sein an diesem Freitagabend, an dem das Künstler*innen-Kollektiv, das aus der Besetzung der Volksbühne vor anderthalb Jahren hervorgegangen ist, ein ganz besonderes Theaterstück aufführen wird. Die siebenstündige Aufführung von »Aufstand der Huren« soll mit der Besetzung eines leer stehenden Theaters in Schöneweide enden, alles live übertragen an die Zuschauer*innen in Neukölln.
Hendrik Anders sitzt auf einem kleinen Hocker inmitten einer Miniaturnachbildung der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und raucht eine Zigarette. »Wir haben hier in den letzten anderthalb Jahren ein Theaterensemble mit 30 festen Mitgliedern und 70 bis 80 Assoziierten aufgebaut«, erzählt er. Elf Produktionen hätten sie im vergangenen Jahr in den Kellerräumen in der Karl-Marx-Straße aufgeführt. Diese seien jedoch nicht nur zu klein und für ein Theater denkbar ungeeignet, es ist auch unklar, ob sie hier überhaupt bleiben können.»Wir haben die Räume vom benachbarten Club zur Verfügung gestellt bekommen. Der wurde jedoch vom Eigentümer Zalando gekündigt.« Wie es weitergeht ist unklar, das Kollektiv steht in Verhandlungen mit dem Online-Versandhändler. Klar sei jedoch, dass es teurer werden wird – zu teuer für die Künstler*innen, die mit ihren Einnahmen kaum ihre laufenden Kosten decken können. »Theater bringt kein Geld, es kostet Geld, das ist ja das Schöne daran«, sagt Hendrik Anders schmunzelnd.Also haben sich die Schauspieler*innen nach Alternativen umgesehen – und gefunden. In der ehemaligen Ernst-Busch-Hochschulschule für Schauspielkunst in Schöneweide, die seit Herbst vergangenen Jahres leer steht, will das Kollektiv ein neues Theater eröffnen. »Es macht keinen Sinn, dass diese großen Räume so lange leer stehen«, sagt Anders.
Hier der ganze Artikel: NEUES DEUTSCHLAND - Besetzung als Theater
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The NIE collective's theatre in Berlin-Neukölln is a hive of activity. Chairs are being rearranged, posters folded, texts rehearsed and the technical equipment prepared in the small, labyrinthine basement rooms. Everything should be perfect on this Friday evening, when the artists' collective, which emerged from the occupation of the Volksbühne one and a half years ago, will perform a very special piece of theatre. The seven-hour performance of "Aufstand der Huren" will end with the occupation of an empty theatre in Schöneweide, all broadcast live to the audience in Neukölln.
Hendrik Anders sits on a small stool in the middle of a miniature replica of the Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz and smokes a cigarette. "Over the last year and a half, we've built up a theatre ensemble here with 30 permanent members and 70 to 80 associates," he says. Last year, they put on eleven productions in the basement rooms in Karl-Marx-Straße. However, not only are these rooms too small and unsuitable for a theatre, it is also unclear whether they can stay here at all. "We were given the rooms by the neighbouring club. However, this was cancelled by the owner Zalando." It is unclear what will happen next; the collective is in negotiations with the online retailer. However, it is clear that it will become more expensive - too expensive for the artists, who can barely cover their running costs with their income. "Theatre doesn't make money, it costs money, that's the beauty of it," says Hendrik Anders with a grin, so the actors looked around for alternatives - and found them. The collective wants to open a new theatre in the former Ernst Busch Academy of Dramatic Arts in Schöneweide, which has been empty since last autumn. "It makes no sense for these large rooms to stand empty for so long," says Anders.
Read the full article here: NEUES DEUTSCHLAND - Occupation as theatre
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